Schwedentratsch am Freitag: Zum Fünften

72 Tage. Die Zeit vergeht zu schnell. Viel zu schnell. Mein Blick schweift zum Fenster. Hier bin ich also. In Schweden. In meiner zweiten Heimat. Ja, so schnell kann es gehen, dass du ein dir unbekantes Land nach solch einer kurzen Zeit deine zweite Heimat nennen kannst. Und es auch so meinst. Da sind so viele Erlebnisse, Erinnerungen in meinem Kopf. Ich tu mir schwer, etwas aufzuschreiben, wofür ich selbst noch keine Zeit und Ruhe hatte, darüber nachzudenken. Zu realisieren. All das, was vor ein paar Wochen passierte, scheint mittlerweile schon so weit weg. Es fühlt sich eigenartig an, zu wissen, dass ich meine zweite Heimat auch irgendwann verlassen muss. Um zurückzukehren. Das fühlt sich nun nicht mehr richtig an.
Ich höre mir Without Words von Ray Lamontagne an. Hab ich, als ich in Österreich zusammen mit meiner besten Freundin Lisa im Kino war um “Das Schicksal ist einer mieser Verräter” oder auch “The Fault in Our Stars” anzuschauen, zum ersten Mal gehört. Ihr wisst schon, das lief im Hintergrund bei der Flughafen-Szene, als Hazel, ihre Mutter und Augustus aus Amsterdam zurückkommen und Hazel’s Vater sie erwartet. Da hab ich zu weinen begonnen, weil es mich unweigerlich an meine eigene Reise erinnert hat. In dem Moment hab ich zum ersten Mal realisiert, dass ich mein Zuhause verlassen werde. “Without Words” wäre auch meine erste Antwort, würde mich jemand fragen, was ich bisher alles hier erlebt habe.

Bilder: yfu.se / Jonatan Högström

1+2) In der Luft, irgendwo über der Nordsee, denk ich. / 3) Unsere wundervolle YFU-Schwedentruppe! / 4) Das nicht minder wundervolle Arrival-Camp an einem Fluss in Stockholm! 5) “But first… let me take a Selfie!”

Wie versprochen setze ich im heutigen Blogpost dort an, wo ich zuletzt aufgehört habe. Bei der Ankunft am Flughafen in Stockholm. Da waren wir also. Wir Drei, Kristian, Marlene und Ich.
Mein erster Eindruck, als ich in der Halle ankam war: Oh mein Gott, es stimmt! Alle Schweden sind so schön (und blond und blauäugig, um die Liste der Vorurteile abzuhaken)! Ungelogen: Ich habe in dieser Zeit am Flughafen so viele schöne Menschen gesehen wie in meinem Leben nicht in Österreich.
Nun, da standen wir. Gespannt, aufgeregt, ein wenig müde. Irgendwie versuchten wir unsere Augen offenzuhalten um jemanden von unserer Organisation zu finden, die uns erwartete. Aber da war niemand. Eine gefühlte Ewigkeit standen wir da, ziemlich orientierungslos. Wir überlegten, die “Notnummer” der Organisation anzurufen. Verwarfen den Gedanken wieder, irgendwie traute sich keiner von uns so recht. Also standen wir weiter da, warteten. Dann, irgendwann, kam durch die Tür von einem anderen Gate ein junger Mann der ein YFU-Shirt trug. Gut so, andernfalls hätten wir ihn nämlich nicht erkannt. Er uns übrigens auch nicht, denn er lief erst an uns vorbei. Wir sind alle gleichzeitig aufgesprungen und zu ihm gestürzt (und irgendwie auch gestolpert, keine Ahnung). Er führte uns dann zu dem Gate wo alle bisher angekommenen YFU-Austauschstudenten und ein paar schwedische Organisationsleute warteten. Wir waren einer der frühesten Gruppen, aber nach und nach kamen immer mehr. Hätte mir gewünscht auch bei diesem Gate anzukommen wo alle anderen ankamen, denn da erwarteten dich die Teamer (=Organisationsleute) mit einem riesigen Plakat wo auf allen Sprachen der Länder, aus denen die unterschiedlichen Austauschschüler kamen, “Willkommen” stand. Aber das war in dem Moment auch nicht das Wichtigste. Ein bisschen schüchtern stellte ich meinen Koffern zu den anderen Koffern und setzte mich zu den bisherigen Ankömmlingen aus der Schweiz (sowohl aus der französisch- als auch deutschsprachigen, was anfangs etwas verwirrend war), Australien (Hayden flog 33 Stunden! Stellt euch das vor! Er hatte von uns allen die weiteste Anreise und war trotz Jetlags und der langen Flugdauer derjenige, der am fröhlichsten und ausgeruhtesten wirkte) und Frankreich (wenn mich nicht alles täuscht). Wir sassen da alle am Boden, wie eine Familie fühlte sich das schon nach den ersten paar Minuten an. Es war, als kannten wir uns alle schon unser Leben lang.
Nach ein bisschen Tratsch und ersten, schüchternen Konversationen mit meinem mehr als verbesserungswürdigen Englisch nahmen wir unsere Koffer und traten die Weiterreise zu dem Ankunftsseminar, welches ein bisschen ausserhalb von Stockholm liegt, an. Dafür hatten wir “Chauffeure” – richtig coole Leute von der Organisation. Unserer hieß Jonatan (oder wars Erik? Ich kann mich nicht mehr erinnern!) und der hatte ganz schön damit zu tun unsere riesigen Koffer zu verstauen. Und dann gings los! Jonatan (oder Erik haha) war aber richtig cool drauf, haben im Auto laut Musik gehört (Avicii, Icona Pop…) und das war einfach soooo cool! An dieser Stelle ein großes “Sorry” an Marlene, die ich sekündlich mit “Oh mein Gott ich glaubs nicht” und “Wir sind echt in Schweden, wie arg ist das?”-Phrasen genervt hab. Aber in solchen Momenten fällt dir einfach nichts anderes ein und so genoss ich die Fahrt und all die Eindrücke.
Angekommen an dem wunderschönen Ort wo das Ankunftsseminar stattfand, trafen wir andere Leute von der Organisation und auch die wenigen Austauschschüler die schon vor uns angekommen waren. Die waren alle so cool drauf und ich hab mich einfach direkt wohlgefühlt. Die Atmosphäre war während des ganzen Ankunftsseminar der Hammer! Wir teilten alle dieselben Sorgen, Ängste, Erwartungen, Erfahrungen und auch dieselben Wünsche/Ziele. Der Ort wo wir die vier (viel zu schnell vergangenen!!) Tage verbrachten lag an einem Fluss, wunderwunderwunderschön war das. Ein bisschen wie ein Traum, ich wusste zwar “Jetzt bin ich hier” aber dennoch fühlte es sich noch so unwirklich an.

Wer meinen Artikel für das schwedische YFU-Magazin OPUS lesen will, kann dies gerne hier tun. Auf Seite 20 bis 21 findet ihr meine (in Englisch verfassten) Gedanken zum Austauschjahr.
Unbedingt auch anschauen: Unser Leader und “Boss” sowie Fotograf Jonatan hat ein Video von unserem Arrival-Camp zusammengestellt. Macht mich ganz melancholisch und sehnsüchtig nach Stockholm und meinen Austauschschülerfreunden. Zum Glück sehe ich einen Teil von ihnen von Montag bis Donnerstag in Stockholm wieder, schwedische Schüler haben nämlich gerade Höstlovet (Herbstfeieren) und da hat YFU ein Art Sightseeing Camp und Zusammentreffen in Stockholm organisiert. Freu mich schon!
Heute lass ich das Vokabular mal aus, ich hab schließlich Ferien. Hoffe, euch allen gehts gut und dass ihr schneller wieder etwas von mir liest als vom vergangenen Post zu diesem. Viel Spaß bei Anschauen des Videos und Alles Liebe!
Eure Liz.

3 Comments

  1. Lilly October 24, 2014

    aaaah ein neuer post 🙂 ich freu mich!
    schöne bilder,sieht so schön aus und auch das video ist toll! sieht echt voll nach spaß aus 🙂
    und auch dein artikel in der zeitschrift fand ich interessant! man soviele dinge in deinem post die man ansprechen kann 😀
    ich freu mich auf die nächsten posts! 🙂

    Reply
  2. Jil October 24, 2014

    Wunderschöner Post, die Bilder sind traumhaft schön und der Text ist so toll geschrieben <3
    Wünsche dir noch eine tolle Zeit und alles gute 🙂
    Liebste Grüße Jil
    jmrlns.blogspot.de

    Reply
  3. jessicamarielle October 30, 2014

    Bin durch Zufall auf deinen Blog gestolpert, tolle Bilder Liebes! ♥

    Love,
    Jessica ♥

    instagram.com/fehlstmir
    jessicamariellle.blogspot.de

    PS: bei mir läuft gerade eine Blogvorstellung, schau doch mal vorbei 🙂

    Reply

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *